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SCIENTIFIC RESEARCH & CULTURAL COMMUNICATIONS  
WISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNG & KULTURVERMITTLUNG
RICERCA SCIENTIFICA E COMMUNICAZIONE CULTURALE 

 

ANTONIO DE GRADA: WIEDERENTDECKT


Das De Grada Research Project hat zum Ziel, das von der Wissenschaft weitgehend unbearbeitete Feld der Dekorationsmalerei zwischen Historismus, Symbolismus und Jugendstil, insbesondere das Schaffen De Grada‘s durch öffentliche Führungen, Referate, Publikationen und Ausstellungen einem interessierten Publikum zugänglich zu machen.

In den letzten Jahren konnte im Forschungsprojekt über die Dekorationsmalerei um 1900 am Beispiel Antonio De Gradas (1858-1938) Wesentliches erarbeitet werden: Leben und Werk des in Vergessenheit geratenen Mailänder Dekorationsmalers und Künstlers wurde weitgehend rekonstruiert. Wertvolles Quellenmaterial in Archiven und Privatsammlungen weltweit konnte eruiert und dokumentiert werden. Die Sammlung beinhaltet künstlerische Arbeiten und Archivalien aus der Künstlerfamilie De Grada und deren Umfeld.

Die Ergebnisse aus Feldforschung und von Aufenthalten an den Universitäten in Zürich, Mailand, Lausanne und Bern wurden bislang in Form einer Lizentiatsarbeit (Universität Zürich, 2005), einer Dissertation (Universität Bern, 2014), in Fachartikeln, als Kunstführer (2006, 2008, 2015) und Kunstkalendern (2009, 2010, 2011, 2012) publiziert. Die Jubiläumsausstellung (2008) zum 150. Geburtstag von Antonio De Grada bildete einen Meilenstein im Forschungsprojekt.

Die Malereien in Villen und Palazzi einflussreicher Persönlichkeiten, sowie in Bundeshäusern, Post- und Bankgebäuden, aber auch die Zusammenarbeit mit dem Malergeschäft Witt & Ott und mit dem renommierten Zürcher Architekturbüro Chiodera & Tschudy, die Tätigkeit in der Società Dante Alighieri und nicht zuletzt die Heirat seiner Tochter Elvezia mit Franz Karl Weber, dem Sohn des Spielwarenhaus-Gründers, lassen auf De Gradas grosses Beziehungsnetz schliessen. Dieses ermöglichte ihm den Aufstieg vom italienischen Immigranten zu einer angesehenen Künstler-Persönlichkeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts.


FORSCHUNGSSTAND: AUSWERTUNG DES QUELLENMATERIALS

Mit der Dissertationsschrift im Herbst 2015 wurde ein weiterer Höhepunkt im langjährigen Projekt erreicht. In der reich bebilderten Monographie konnte das Leben und Werk des italienischen Meisters nachgezeichnet und die Person im soziokulturellen und ökonomischen Kontext situiert werden.

Die seit Forschungsbeginn im Winter 2004 angelegte Dokumentation liess erkennen, dass damit umfassendes Quellenmaterial zur Erhellung von Person und Werk sowie der Wirksamkeit von De Gradas Tätigkeit in Italien, in der Schweiz und in Argentinien vorliegt. Dessen Bearbeitung und Auswertung stellt für die Forschung zur Dekorationsmalerei um 1900 einen hohen Erkenntnisgewinn dar.

Von zentraler Bedeutung ist der kulturelle Austausch im geografischen Dreieck Zürich – Graubünden – Oberitalien. Dafür ist De Grada‘s Tätigkeit als Vizepräsident und vereinseigener Künstler bei der Società Dante Alighieri in Zürich von grosser Bedeutung. Der Verein mit römischem Hauptsitz ist um die Wahrung der italienischen Kultur ausserhalb Italiens bemüht und hat bis heute das kulturelle Leben in Zürich aktiv mitgeprägt.


ANTONIO DE GRADAS BREITES SPEKTRUM

Antonio De Gradas Werk zeugt von höchster künstlerischer Qualität. In Mailand ausgebildet, wusste der Dekorationsmaler mit den verschiedensten Techniken und Materialien sehr gut umzugehen. Das Spektrum reicht von Sgraffito, Fresko, Secco, Hinterglasmalerei, Ölmalerei und Aquarell bis hin zum Bemalen von Tapisserien. De Gradas Leidenschaft, die Kunstmalerei, wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts in mehreren Kunstausstellungen im ehemaligen Künstlerhaus und schliesslich im heutigen Kunsthaus Zürich präsentiert. Sein undatiertes Jagdstillleben „La Lepre“ erhielt in London gar die Goldmedaille.

In seinem Œuvre ist deutlich ein Wandel vom Historismus zum Jugendstil zu erkennen. Als Hauptwerk gilt die dem Jugendstil verpflichtete Fassadengestaltung der Vier Tageszeiten (Secco-Malereien, 1906) am Bleicherweg 45 in Zürich. Weitere hervorzuhebende Arbeiten befinden sich etwa in der Zürcher Villa Patumbah und in der Villa Dem Schönen, dem heutigen Liceo Artistico in Zürich-Enge, um nur drei zu nennen. Die lange Werkliste mit prachtvollsten Malereien und Gemälden muss laufend verlängert werden.

Im Nachruf im Abendblatt der NZZ vom 7. November 1938 wurde De Grada ein grosser Maler genannt, „dessen Leben und Schaffen während Jahrzehnten mit Zürich und der deutschen Schweiz eng verbunden war. [...] Ein gütiger Mensch, der auch in der italienischen Kolonie Zürichs hohes Ansehen genoss, ist mit ihm dahingegangen.“



KÜNSTLER-MONOGRAPHIE „ANTONIO DE GRADA“

Monographie über Leben und Werk des Mailänder Künstlers Antonio De Grada (1858-1938) im soziokulturellen und ökonomischen Kontext von Zürich, Mailand und Buenos Aires. Eine Publikation von Marc Philip Seidel, erschienen im VISSIVO Verlag. >mehr...

CHF 129.- / € 105.-

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